Zuerst zu den sicht- und spürbaren Veränderungen der Neuauflage gegenüber der ersten Ausgabe:
- farbige Gestaltung der Titelseite,
- ansprechende und übersichtlichere typografische Gestaltung,
- Leser/innenfreundliche und stringentere inhaltliche Gliederung
- ein Drittel an Dicke gewonnen durch das haptisch angenehmere Papier, die Typografie und den optimierten Inhalt
Also eine bedeutende Überarbeitung und Weiterentwicklung ganz im Sinne des/der Lesers/Leserin.
Das Wiener Modell der systemischen Sozialarbeit, deren führender Protagonist und Entwickler Milowiz ist, basiert auf dem konstruktivistischen Ansatz und der Systemtheorie. Darauf wurde eine Theorie für die Soziale Arbeit bzw. Sozialarbeit entwickelt, die die Interaktion von Sozialarbeiter/in und Klient/in in den Vordergrund rückt.
„Es geht darum, in einen Teufelskreis machbare Änderungen einzuführen, die weitere Änderungen zur Folge haben. Und machbar sind natürlich zunächst solche Änderungen, die man selbst machen kann …“ (Milowiz 2009: 4)
Dabei zeigt sich, dass Sozialarbeiter/innen durch ihre Haltungen und Einstellungen, Fragetechniken und Lösungsorientierungen gegenüber dem/der Klientin/Klienten nicht „Wunderwuzzi“ sein werden, jedoch Veränderungen und Entwicklungen Schritt für Schritt aus dem Teufelskreis gemacht werden können. Da der/die Sozialarbeiter/in einen gesellschaftlichen Auftrag inne hat (als Repräsentant/in der „übrigen Gesellschaft“), steht diese/r auch als „System-Vertreter/-in“ für den Konflikt zur Verfügung. Eine Verhaltensänderung des/der Sozialarbeiters/Sozialarbeiterin verändert somit auch den Konflikt gegenüber der „übrigen Gesellschaft“. Dadurch eröffnen Verhaltens-/Kommuniations-/Interaktionsänderungen im System Klient/-in – Sozialarbeiter/-in neue Beziehungsmöglichkeiten zwischen Klient/-in und der „übrigen Gesellschaft“. Die/der Klient/-in erarbeitet sich dadurch Problemlösungen, die von ihm/ihr auch in anderen Beziehungen angewendet werden.
Lebendige Beispiele aus der beruflichen Praxis – sechs an der Zahl – in den unterschiedlichsten Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit schaffen eine gute Verbindung zur Theorie und machen Lust auf’s Versuchen und Umsetzen von der „Entteufelung von Regelkreisen“ zwischen Klient/-in und Sozialarbeiter/-in.
Das Buch ist allen Berater/innen und Professionisten/Professionisten der Sozialen Arbeit zu empfehlen, die in der Arbeit mit Ratsuchenden / Klientinnen/Klienten / Kunden Lösungen auf einer „tieferen Ebene“ erarbeiten wollen, die eine neue Sichtweise ihrer beruflichen Praxis entwickeln, und Fälle auf der Interaktionsebene reflektieren möchten.
Auf einer Skalierung von 1 – 10: 9 praxis- mit theorieverknüpfte und für die Soziale Arbeit interessante Leseempfehlungspunkte.
Milowiz, Walter (2009): Teufelskreis und Lebensweg. Systemisch denken im sozialen Feld.
Artikel erschienen in: BASYS. Berichte des Arbeitskreises für Systemische Sozialarbeit, Beratung und Supervision. http://www.asys.ac.at